WHITEPAPER TECHNIK | Dachbegrünung
Dachbegrünungen haben seit Jahren einen maßgebenden Anteil an neu erstellten Flachdachflächen. Die Vorteile von Dachbegrünungen umfassen ökologische, bautechnische, bauphysikalische sowie ökonomische Faktoren. Dazu zählen die Verbesserung des Kleinklimas oder die Entlastung des Entwässerungssystems. Bei der Planung von Begrünungen sind insbesondere korrekter Schichtenaufbau und die passende Pflanzenauswahl zu beachten.
Erfahren Sie mehr über den Inhalt:
Planungshinweise
Dachflächen
Durchwurzelungsschutz
Begrünungsaufbau | Arten von Dachbegrünungen
Extensivbegrünung
Intensivbegrünung (Standard)
Einfache Intensivbegrünung
Schrägdachbegrünung
Faktoren Gründach
Bepflanzungsauswahl
Faktor Abflussbeiwert für Bemessung
Faktor Wasserbevorratung
Faktor Brandschutz
Faktor Nutzung
Sonstiges
Fertigstellungspflege
Förderung von Dachbegrünungen
Mehr über das Whitepaper Technik | Dachbegrünung
Dachbegrünungen erfreuen sich noch immer wachsender Beliebtheit und werden von den öffentlichen Auftraggebern gefördert. Seit Jahren haben sie maßgebenden Anteil an neu erstellten Flachdachflächen.
Planungshinweise
Die Vorteile von Dachbegrünungen umfassen ökologische, bautechnische, bauphysikalische sowie ökonomische Faktoren. Dazu zählen die Verbesserung des Kleinklimas, die Bindung von Schadstoffen, die Entlastung des Entwässerungssystems (Wasserrückhalt, Abflussverzögerung), ein erhöhter mechanischer und thermischer Schutz der Dachabdichtung sowie die Windsogsicherung durch Auflast.
Dachflächen
Die Sicherung gegen Windsog, ebenso wie die Verwehsicherheit, die oft vorhandene Fassaden-Reflexion und die Wasserbelastung aus angrenzenden Bauteilen müssen beachtet werden. Auch das regionale Klima spielt eine Rolle. Bei der Planung der Dachkonstruktion sind für Begrünungen insbesondere das Dachgefälle, die zusätzliche Belastung der Tragkonstruktion und die Zahl und Art technischer Aufbauten zu berücksichtigen.
Durchwurzelungsschutz
Auf dem Markt gibt es zahlreiche auf Wurzelfestigkeit geprüfte Dachabdichtungsbahnen – Polymerbitumenbahnen ebenso wie Kunststoff- und Elastomerbahnen. Falls die Wurzelschutzschicht aber nicht mit der Dachabdichtung identisch ist, wird sie häufig mit auf der Dachabdichtung lose verlegten Kunststoff- oder Elastomerbahnen oder Kunststoff-Folien (PVC, PE, EPDM) ausgeführt.
Begrünungsaufbau | Arten von Dachbegrünungen
Extensivbegrünung
Extensivbegrünungen machen etwa 80 Prozent aller begrünten Flächen aus. Sie sind Begrünungen mit geringem Anspruch, die sich weitgehend selbst erhalten und selbständig entwickeln. Extensive Begrünungen erfordern an extreme Standortbedingungen angepasste Pflanzenarten mit hoher Regenerationsfähigkeit. Der Schichtenaufbau muss die drei Funktionen Dränschicht, Filterschicht und Vegetationstragschicht vereinen. Der Vorteil sind geringe Kosten, nachteilig ist die Gefahr von Staunässe, schlechte Nährstoffspeicherung und der erhöhte Pflegeaufwand.
Intensivbegrünung (Standard)
Intensivbegrünungen bieten mehr Gestaltungsmöglichkeiten als extensive Begrünungen und besitzen ausgeprägtere ökologische Vorteile. Doch verursachen sie auch höhere Kosten, höhere Lasten und erhöhten Pflegeaufwand.
Einfache Intensivbegrünung
Bei der Form der einfachen Intensivbegrünung werden weder Bäume noch Großgehölze angepflanzt; an den Schichtenaufbau werden geringere Ansprüche gestellt.
Schrägdachbegrünung
Bei Dachneigungen von ca. 5 bis 45 Grad spricht man von Schrägdachbegrünungen. Dabei sind besondere Faktoren wie Gebäudestandort, Dachneigung, Himmelsrichtung und Exposition entscheidend. Schrägdachbegrünungen werden meist als Extensivbegrünung ausgeführt und erfordern regelmäßige Pflege. Eine Schubsicherung ist bei erhöhter Neigung erforderlich, wozu Holzschwellen oder Kunststoffelemente eingebaut werden.
Faktoren Gründach
Bepflanzungsauswahl
Bei der Pflanzenauswahl für das Gründach sind zahlreiche Faktoren zu beachten, unter anderem der Standort, der Wasserhaushalt, die chemische Belastung, die Pflanzenkonkurrenz oder gegebenenfalls ein zu erwartender Wärmestau.
Faktor Abflussbeiwert für Bemessung
Der dimensionslose Abflussbeiwert C ist ein Maß für die zeitliche Verzögerung des Abflusses.
Faktor Wasserbevorratung
Ausreichende Wasserbevorratung ist entscheidend für den Erfolg der Begrünung. Sie wird von der Vegetationstragschicht und der Dränschicht reguliert. Auch wasserspeichernde Schutzlagen finden Anwendung. Ist die Bevorratung nicht ausreichend, ist eine Bewässerung nötig.
Faktor Brandschutz
Bedachungen müssen gegen eine Brandbeanspruchung von außen durch Flugfeuer und strahlende Wärme ausreichend lang widerstandsfähig sein.
Gemäß DIN 4102-4 gilt: Intensivbegrünungen sind gegen Flugfeuer und strahlende Wärme widerstandsfähig (sie sind eine sogenannte ‚harte Bedachung‘). Extensivbegrünungen sind dies nur dann, wenn sie max. 20 % organische Bestandteile in der Vegetationstragschicht aufweisen und diese mind. 30 mm dick ist. Gebäudeabschlusswände und Brandwände müssen dabei gewissen Regeln folgen. Außerdem ist ein Abstandsstreifen aus Kies oder Platten gegenüber Öffnungen in der Dachfläche vorzusehen. Zusätzlich sind Brandschutzbestimmungen der LBOs und ggf. der DIN 18234-1, Baulicher Brandschutz großflächiger Dächer - Brandbeanspruchung von unten, sowie der Richtlinien über die bauaufsichtliche Behandlung von Hochhäusern (Hochhaus-Richtlinien – HHR), zu beachten.
Faktor Nutzung
Bei Extensivbegrünungen ist keine Nutzung vorgesehen. Sonst gibt es beim Gründach die Nutzungsformen Terrassenflächen, Wege, Gartenflächen und Urban Farming.
Sonstiges
Fertigstellungspflege
Die Fertigstellungspflege gehört zur Erstellung der Begrünung, erst danach erfolgt die Schlussabnahme. Die Vegetationsdecke ist dabei noch nicht vollständig geschlossen.
Die Fertigstellungspflege besteht unter anderem in Bewässerung, Startdüngung und Folgedüngung, Entfernung von Fremdaufwuchs, Flächenschnitt, Nacharbeiten von Mattenfugen, Gehölzrückschnitt, Nachsaat, Nachpflanzung und Schädlingsbekämpfung.
Förderung von Dachbegrünungen
Dachbegrünungen werden in Deutschland auf vielfältige, aber meist nicht einheitliche Weise gefördert. Die Maßnahmen reichen von staatlichen KfW-Krediten und Zuschüssen, über das CO2-Gebäudesanierungsprogramm des Bundes bis zu Einsparungen bei kommunalen Niederschlagswassergebühren (gesplittete Abwassergebühr). Gründächer können als ökologische Ausgleichsmaßnahmen nach dem Baugesetzbuch angerechnet werden. Bei einer gesplitteten Abwassergebühr wird die Entlastung der kommunalen Abwasseranlagen durch den Rückhalt von Niederschlagswasser berücksichtigt. Auf diese Weise kann bis zu 1 Prozent der Erstellungs- und Unterhaltungskosten des Gründachs pro Jahr eingespart werden, was sich über die Gesamtzeit des Gründachs signifikant auswirkt. Direkte Förderungen können ebenfalls einen bedeutenden Anteil an den Erstellungskosten von Dachbegrünungen ausmachen. Dabei ist mit einem Förderanteil von 10 bis max. 50 Prozent der Baukosten zu rechnen.