WHITEPAPER TECHNIK | Bauwerksabdichtung
Der Begriff Bauwerksabdichtung beschreibt die Abdichtung von Tief- und Hochbauwerken mit Abdichtungsmaterialien. Grundlegendes Planungskriterium für diese Abdichtungen ist die Ermittlung des Lastfalls (Einwirkungsklasse) nach der neuen Normenreihe DIN 18532 bis DIN 18535. Danach erfolgt die Abdichtungsplanung – meist mit Bitumenbahnen, Kunststoffbahnen, Dickbeschichtungen (PMBC) oder mineralischen Dichtungsschlämmen (MDS).
Erfahren Sie mehr über den Inhalt:
Planung
Planungskriterien
Ausführung, Details
Die neuen Abdichtungsnormen
Neues Klassifizierungssystem
Die Abdichtungsnormen
DIN 18533
Klassifizierungen und Stoffe
Wassereinwirkungsklassen
Abdichtungsstoffe
VOB-Ausführungen
Wassereinwirkungsklassen:
W1-E
W2.1-E
W2.2-E
W3-E
W4-E
Mehr über das Whitepaper Technik | Bauwerksabdichtung
Der Begriff Bauwerksabdichtung beschreibt die Abdichtung von Tief- und Hochbauwerken mit Abdichtungsmaterialien. Viele Innenabdichtungen sowie Abdichtungen von Behältern und Becken sind ebenso Teil der Bauwerksabdichtung. Dachabdichtungen zählen allerdings nicht dazu. In den neuen Abdichtungsnormen der Reihe DIN 18531 bis DIN 18535, welche die alte DIN 18195 abgelöst haben, werden sämtliche Abdichtungsfälle zusammengefasst. Das ORCA Whitepaper Bauwerksabdichtung beschränkt sich auf die Außenabdichtung von erdberührten Bauwerken (samt Querschnittsabdichtung), wie sie in DIN 18533 beschrieben wird.
Planung
Planungskriterien
Grundlegende Planungskriterien für die Abdichtung von Bauwerken gemäß bestehender Regelwerke sind zunächst die Ermittlung des Lastfalls (Einwirkungsklasse) und die Feststellung der Untergrundbeschaffenheit. Weiters spielen die Fragen, welche Schutzschicht oder Schutzlage und welche Dämmung (eventuell) aufgebracht werden sollen, eine ausschlaggebende Rolle. Auch die angestrebte Nutzungsdauer und etwaige besondere Belastungen müssen berücksichtigt werden.
Ausführung, Details
Grundsätzlich muss der Untergrund für eine Bauwerksabdichtung frostfrei, fest, eben, frei von Nestern, klaffenden Rissen und Graten sowie frei von schädigenden Verunreinigungen sein. Der Feuchtegehalt des Untergrunds darf das zulässige Maß nicht überschreiten. Schutzschichten oder Schutzlagen müssen unmittelbar nach der Fertigstellung der Abdichtung angebracht werden, es sei denn, während der Bauzeit werden temporäre Schutzmaßnahmen vorgesehen.
Die neuen Abdichtungsnormen
Im Sommer 2017 erschienen mit den neuen Abdichtungsnormen DIN 18531 bis DIN 18535 fünf Einzelnormen, welche die alte zehnteilige DIN 18195 ersetzen. Diese hatte allerdings die in den neuen Normen inkludierten Dachabdichtungen nicht behandelt. Nicht zuletzt aufgrund diverser Produktentwicklungen war eine grundlegende Überarbeitung der Abdichtungsnormung erforderlich geworden.
Neues Klassifizierungssystem
Im Unterschied zur DIN 18195 liegt die Betonung der neuen Normen auf Bauteilen, nicht auf Lastfällen wie Bodenfeuchte oder drückendes Wasser. Das ist auch aus den Titeln der Einzelnormen ersichtlich. Zudem gibt es nun ein normenübergreifendes Klassifizierungssystem nach charakteristischen Merkmalen, dem die schon 10 Jahre früher erschienene Dachabdichtungsnorm DIN 18531 aber noch nicht folgt. Von der alten DIN 18195 ist nur eine Begriffsnorm übriggeblieben. Dickbeschichtungen (PMBC) und rissüberbrückende mineralische Dichtungsschlämmen (MDS) wurden in ihrem Anwendungsbereich erweitert, und erstmals sind nun Verbundabdichtungen (z.B. in Nassräumen, bei Schwimmbecken) Teil der Abdichtungsnormung.
Die Abdichtungsnormen
DIN 18195 Abdichtung von Bauwerken – Begriffe
DIN 18531 Abdichtung von Dächern sowie von Balkonen, Loggien und Laubengängen
DIN 18532 Abdichtung von befahrbaren Verkehrsflächen aus Beton
DIN 18533 Abdichtung von erdberührten Bauteilen
DIN 18534 Abdichtung von Innenräumen
DIN 18535 Abdichtung von Behältern und Becken
DIN 18533
Abdichtungen nach DIN 18533 werden auf Wänden und Bodenplatten aus Stahlbeton oder auf gemauerten Wänden aufgebracht. Sockelabdichtungen sind Teil der Regelungen. Für Sanierung sind entsprechende WTA-Merkblätter heranzuziehen. DIN 18533 gilt nicht für Sonderanwendungen wie Deponien, Tunnel, Kläranlagen oder in der Denkmalpflege. Ebenso wenig gilt sie für wasserundurchlässige Bauteile. Die DIN 18533 beschreibt genau die Lastfälle der Wasserbeanspruchung, welche mit den altbekannten Lastfällen der zurückgezogenen DIN 18195 korrespondieren. Ebenso werden Rissklassen, Raumnutzungsklassen und weitere Kategorien detailliert behandelt.
Klassifizierungen und Stoffe
Wassereinwirkungsklassen
W1-E: Bodenfeuchte und nichtdrückendes Wasser
Nur bei stark durchlässigen Böden/Verfüllmaterial, und wenn die Unterkante der Abdichtungsebene mindestens 50 cm oberhalb des Bemessungswasserstandes liegt, darf mit W1-E gerechnet werden. Nicht drückendes Wasser darf sich nicht aufstauen. Es gibt die Unterklassen W1.1-E: Bodenfeuchte und nicht drückendes Wasser bei Bodenplatten und erdberührten Wänden, und W1.2-E: Bodenfeuchte und nichtdrückendes Wasser bei Bodenplatten und erdberührten Wänden mit Dränung. W2-E: Drückendes Wasser. Von außen drückendes Wasser kann als Grundwasser, Hochwasser oder Stauwasser einwirken. Es gibt die Unterklassen W2.1-E: Mäßige Einwirkung von drückendem Wasser ≤ 3 m Eintauchtiefe, und W2.2-E: Hohe Einwirkung von drückendem Wasser > 3 m Eintauchtiefe. W3-E: Nicht drückendes Wasser auf erdüberschütteten Decken
Niederschlagswasser muss abgeleitet werden. Der tiefste Punkt der Deckenfläche muss mindestens 30 cm über Bemessungsständen von Grund- oder Hochwasser liegen; eine Anstauhöhe von 10 cm darf nicht überschritten werden. W4-E: Spritzwasser und Bodenfeuchte am Wandsockel sowie Kapillarwasser in und unter erdberührten Wänden.
Abdichtungsstoffe
Man unterscheidet bahnenförmige Abdichtungsstoffe (Bitumen- und Polymerbitumenbahnen, Kunststoff- und Elastomerbahnen) von den flüssig zu verarbeitenden Abdichtungsstoffen. Die letzteren sind polymermodifizierte Bitumendickbeschichtungen (PMBC), mineralische Dichtungsschlämmen (MDS), Flüssigkunststoffe (FLK), Gussasphalt und Asphaltmastix. Abdichtungsstoffe werden in der DIN SPEC 20000-202 geregelt. In DIN 18533 wird ihre Anwendung in den diversen Abdichtungsfällen beschrieben. Auf dem Markt werden alle in DIN 18533 und DIN SPEC 20000-202 genannten Produkte angeboten.
VOB-Ausführungen
Die ATV DIN 18336, Abdichtungsarbeiten, wurde mit VOB-Ausgabe 2019 grundsätzlich erneuert. Sie ist nun mit Abstand die umfangreichste aller ATV-Normen. Die für die Bauwerksabdichtung maßgebenden Standardausführungen werden im WP Bauwerksabdichtung aufgeführt. Hier eine Auswahl:
Wassereinwirkungsklasse W1-E
Lastfall Bodenfeuchte und nicht drückendes Wasser. Abdichtung aus kunststoffmodifizierter Bitumendickbeschichtung (PMBC), Mindesttrockenschichtdicke 3 mm, in zwei Arbeitsgängen. Zusätzlich Schutzschicht.
Wassereinwirkungsklasse W2.1-E
Lastfall mäßige Einwirkung von drückendem Wasser ≤ 3 m Eintauchtiefe. Abdichtung aus PMBC in Mindesttrockenschichtdicke 4 mm in zwei Arbeitsgängen. Zusätzlich Verstärkungseinlage und Schutzschicht.
Wassereinwirkungsklasse W2.2-E
Lastfall hohe Einwirkung von drückendem Wasser > 3 m Eintauchtiefe. Abdichtung bei Eintauchtiefe ≤ 4 m: Polymerbitumendachdichtungsbahnen PYE-PV 200 DD, zweilagig. Zusätzlich Schutzschicht.
Abdichtung bei Eintauchtiefe > 4 m und ≤ 9 m: Polymerbitumendachdichtungsbahnen PYE-PV 200 DD, dreilagig. Zusätzlich Schutzschicht.
Abdichtung bei Eintauchtiefe > 9 m: Polymerbitumendachdichtungsbahnen PYE-PV 200 DD, dreilagig (davon 1 Lage mit Kupferbandeinlage CU 01, D). Zusätzlich Schutzschicht.
Wassereinwirkungsklasse W3-E
Lastfall erdüberschüttete Decken. Abdichtung aus Polymerbitumendachdichtungsbahnen PYE-PV 200 DD, zweilagig. Zusätzlich Schutzschicht.
Wassereinwirkungsklasse W4-E
Lastfall Spritzwasser und Bodenfeuchte am Wandsockel. Abdichtung: rissüberbrückende mineralische Dichtungsschlämme (CM) in Mindesttrockenschichtdicke 2 mm, in zwei Arbeitsgängen. Zusätzlich Schutzschicht.